20 Jahre Edimotion

Festivaltermin: 24.10. – 27.10.2025

THEMENSCHWERPUNKT 2025

Seit 25 Jahren ist es das Ziel unseres Festivals, die Kunst der Montage und ihre Protagonist*innen sichtbar zu machen und den Anliegen des Berufsstands der Editor*innen Gehör zu verschaffen. In verschiedenen Ausprägungen des Berufs, über Montage-Generationen hinweg und hinein in andere Gewerke möchten wir den Diskurs über Filmschnitt anstoßen und Netzwerke befördern – nicht zuletzt hat sich aus dem ersten International Filmeditors Forum (IFEF) bei unserem Festival der editorische Dachverband TEMPO gegründet.

Grenzland Gattung - Montage Hybrider Formate

Hybridität ist kein Randphänomen, sie prägt Geschichte wie Gegenwart des Kinos und audiovisuellen Erzählens: Bereits seit dem Stummfilm bewegen sich Filme im Spannungsfeld zwischen Dokumentation und Imagination, zwischen Information und Unterhaltung. Was mit frühen „Inszenierungen des Authentischen“ begann, hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer selbstbewussten Praxis der Hybridität entwickelt.

Der diesjährige Themenschwerpunkt beleuchtet jene filmischen Bereiche, in denen sich Realität und Imagination gegenseitig durchdringen: Mockumentaries legen die Mechanismen medialer Glaubwürdigkeit bloß, Animationstechnik kann Wahrhaftigkeit durch Distanz erzeugen, Scripted-Reality-Formate zeigen, wie ökonomische und dramaturgische Strategien die Wahrnehmung des Alltäglichen formen.

Montage entwirft dabei im Grenzland der Formate nicht nur Wirklichkeiten neu im Spiel mit Täuschung und Dekonstruktion, sie konzipiert mithilfe hybrider Erzähltechniken auch produktive Strategien: Wenn politische Umstände, Kriege oder Zensur den dokumentarischen Zugang blockieren, eröffnet Fiktionalisierung eine alternative Möglichkeit, Erfahrungen erzählbar zu machen, kann Animation Traumata sichtbar machen und durch Distanzierung Dialog ermöglichen, spielgeln Scripted-Reality-Formate die Durchdringung von Alltag und Performance. Doch hybride Formen fordern nicht nur ästhetisch, sondern auch ethisch: Welche Verantwortung trägt der Film, wenn er Täuschung zur Methode erhebt? Welche Erkenntnis entsteht, wenn Inszenierung zur Wahrheit führt? Das Grenzland der Gattungen ist nicht nur ein Experimentierfeld der Formen, sondern auch ein Spiegel gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse über Realität, Fiktion und die Bilder, die wir ihnen geben - und Montage nicht nur das Mittel, Formen zu brechen, sondern die Möglichkeit, Räume der Erkenntnis zu öffnen.


Der Themenschwerpunkt wird unterstützt von KölnBusiness.

When War Shapes Form: Rethinking Khartoum

​​​​​​Gäste: Frank Albers (Produzent), Yousef Jubeh (Editor)

Mit Filmausschnitten aus „Khartoum“ (Sudan, UK, D, Katar 2025, 80’) und im Dialog mit Editor Yousef Yubeh teilt Koproduzent Frank W. Albers Hintergründe der Entwicklung des Films vom Dokumentarfilmprojekt zu einem hybriden Film. Der Krieg in Sudan führte dazu, dass die sudanesischen Regisseur*innen neue Ansätze verfolgten: Bei stark modifiziertem Storytelling und neuem künstlerischen Ansatz blieb die Haltung des Werks unverändert. Trotz des Ausbruchs des verheerenden Krieges im Sudan während der Produktion gelang es Team und Protagonist*innen, sicher in ein Nachbarland zu gelangen und die Arbeit mit Editor Yousef Yubeh vor Ort fortzusetzen. Es galt nun, innovativere und kreativere Wege zu finden, das nunmehr zerstörte Khartoum sowie die neuen inneren und äußeren Realitäten der Protagonist*innen darzustellen. Die gemeinsame Arbeit an neuen Formen des Stotytellings mit SFX, grafischer Animation und Greenscreen verwebt nun beobachtenden Dokumentarfilm mit Traumsequenzen und biographischen Rekonstruktionen und eröffnete dem gesamten Team neue kreative Möglichkeiten. Die Fertigstellung des Werks ist ein filmisches Zeugnis für die Flexibilität von Kreativität und die Bedeutung von Kultur, gelebter Erfahrung und Erinnerung in einer Zeit, in der diese am stärksten bedroht sind – der Erfolg bei der Premiere in Sundance im Januar und auf der Berlinale im Februar 2025 machten diese hybride Form und ihre Botschaft international bekannt.

Die Veranstaltungssprache ist Englisch.

Samstag, 25. Oktober 2025 | 16:45 Uhr
Filmforum im Museum Ludwig

Moderation: Kyra Scheurer

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Das Echte als Effekt: Montage zwischen Imitation und Simulation

Gäste: Benno Aselmeyer (Editor), Belkis Rashid-Körner (Producerin filmpool), Oliver Held (Editor), Erik Winker (Produzent Corso Film)

Wenn sich filmische Formen zwischen Immitation und Inszenierung bewegen, wenn das Wirkliche nachgestellt, das Erdachte dokumentarisch gerahmt wird, entsteht ein Raum, in dem Montage nicht nur ordnet, sondern auch täuscht, verschleiert, verführt. Welche Aufgaben hat die Schnittarbeit, wenn sie nicht nur Erzählung strukturiert, sondern den Index des Realen produziert, wenn Schnittfolgen mehr Glaubwürdigkeit erzeugen sollen, als das Gefilmte selbst besitzt? Und was bedeutet Authentizität, wenn das „Echte“ selbst zum Effekt der Schnitttechnik wird?

Am Beispiel der Kino-Mockumentary Diamante und verschiedener Scripted-Reality-Formate werden Strategien der Bild- und Tonmontage diskutiert, die Realität sowohl imitieren als auch simulieren: Welche ästhetischen und ethischen Fragen stellen sich, wenn vermeintliche Glaubwürdigkeit durch Schnitt erst konstruiert wird? In welchem Verhältnis stehen Arbeit der Editor*innen, Publikumserwartungen, Wirkabsichten und immanente Produktionslogiken dieser hybriden Formate? Und wie verändert sich unser Verständnis von dokumentarischer Wahrhaftigkeit, wenn Hybridformate die Grenzen von Fakt und Fiktion gezielt unterlaufen?

Sontag, 26. Oktober 2025 | 18:00 Uhr
Filmforum im Museum Ludwig

Moderation: Kyra Scheurer

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Sichtbarmachung durch Verfremdung: Animation in The Green Wave und Teheran Tabu

Gäste: Andreas Menn (Editor), Andrea Mertens (Editorin), Ali Samadi Ahadi (Regie/Produktion), Ali Soozandeh (Animation/Regie)

Wenn Bilder an Grenzen stoßen, öffnet ein Zusammenspiel von Animation und Montage neue Räume: The Green Waveund Teheran Tabu bedienen sich hybrider Verfahren wie Rotoskopie und Motion Comics, um gesellschaftspolitische Wirklichkeiten zu erzählen, die in der realer Form nicht filmbar waren oder filmisch unverzichtbare Schauplätze wie Teheran mittels CGI nach dokumentarischen Vorlagen zu rekonstruieren.

Solche Verfahren verschieben die Wahrnehmung: Statt Illusion von Unmittelbarkeit im Realfilm entsteht eine Distanz, die ermöglicht, über Gewalt, Tabus und politische Repression anders zu reflektieren. Durch diese Verfremdung entsteht eine spezielle Form von Publikumsbindung, die Einfühlung ohne Überwältigung ermöglicht und zu Dialog und Perspektivwechsel einlädt und die innere Wahrheit von Geschichten sichtbar werden lässt.

Für die Montage bedeuten diese Gattungsgrenzgänge allerdings eine besondere Herausforderung. Während das Rohmatetrial im Realfilm oft von Improvisation und unerwarteten Momenten lebt, sind animierte Formen stärker determiniert, der Zufall verschwindet. Dadurch kann Authentizität leiden – und muss an anderer Stelle neu geschaffen werden. Besonders die Vorstellungskraft der Editor*innen ist gefordert – ihr Vermögen, Leerstellen zu füllen, emotionale Übergänge zu imaginieren und Rhythmus wie ästhetische Wirkkraft der Animationsverfahren mitzudenken. Dieses Panel fragt nach veränderten Formen der Zusammenarbeit im Montageprozess, editorischen Qualitäten, die speziell in solchen Grenzformaten sichtbar werden und wie sich das Selbstverständnis der Montage dadurch verändert.

Sonntag, 26. Oktober 2025 | 19:15 Uhr
Filmforum im Museum Ludwig

Moderation: Kyra Scheurer

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